Quelle: Liechtensteiner Vaterland / Gary Kaufmann

Hofers rote Karte läutet Torfest ein

Liechtenstein muss sich Deutschland 9:0 geschlagen geben. Über 80 Minuten spielte der Aussenseiter in Unterzahl.

Im Vorfeld der Partie wurde in Deutschland viel über den positiven PCR-Test von Niklas Süle und das Thema Impfpflicht im Profisport diskutiert, bei den Liechtensteinern stand mehr die letzte Begegnung vor zwei Monaten in St. Gallen im Vordergrund (0:2-Niederlage). Erneut wollte man die Flick-Elf ärgern, ihnen das Leben mit einer Abwehrschlacht schwer machen. Die taktische Ausrichtung war dieselbe wie vor zwei Monaten: Tief stehen und mit allen Kräften defensiv dagegenhalten. Aber eine Sensation blieb dieses Mal aus.

Die ersten vier Treffer fallen innerhalb von 12 Minuten
Liechtenstein erwischte einen unglücklichen Start, der dem Aussenseiter früh jegliche Hoffnung raubte. Unabsichtlich traf Jens Hofer im Strafraum Goretzkas Brust mit einem hohen Fuss. Er musste mit Rot vom Platz. Auf dem Weg in die Kabine entschuldigte er sich beim Gegenspieler. Es wurde zurecht auf Elfmeter entschieden, den Ilkay Gündogan ins untere rechte Eck verwandelte (11.) – Torhüter Benjamin Büchel entschied sich für die andere Seite. Noah Frommelt, der aufgrund seines Nasenbeinbruchs eine Maske trug, rückte für Hofer eine Reihe nach hinten. Yanik Frick musste früh raus, damit Fabio Wolfinger die Defensive verstärken konnte. Er musste nach gut einer halben Stunde Spielzeit verletzt wieder ausgewechselt werden.

In Unterzahl hatte die Stocklasa-Elf sichtlich Mühe, den deutschen Angriffswellen entgegenzuhalten. Und so hagelte es in der Viertelstunde nach dem Platzverweis gleich drei Treffer. Günter brachte den Ball flach in die Mitte, und beim Klärungsversuch feuerte Daniel Kaufmann die Kugel ins eigene Netz (20). Schade, weil der Abwehrchef sonst eine ordentliche Partie zeigte. Nachdem Leroy Sané aus kurzer Distanz die Führung ausbaute (22.), legte Marco Reus wenige Sekunden später das 4:0 nach (23.). Der BVB-Spieler profitierte davon, dass Büchel einen Schuss von Sané nicht richtig klären konnte.

Anschliessend konnte sich Liechtenstein besser auf die neue Ausgangslage einstellen, sodass weitere Treffer bis zum Seitenwechsel verhindert wurden. Die Chancen der Deutschen wurden jedoch nicht weniger. Büchel klärte den einen oder anderen Hochkaräter von Müller, Gündogan, Baku und Co. Es ging nur noch darum, auf keinen Fall zweistellig zu verlieren.

Höchste Niederlage gegen Deutschland
Die zweite Halbzeit startete mit einem weiteren Dämpfer. Sané schnürte vor seiner Auswechslung den Doppelpack (49.), später erhöhte Thomas Müller nach einer Ecke auf 6:0 (76.), wonach Aron Sele reklamierte. In beiden Fällen blockte Liechtenstein davor andere Schüsse. Doch Deutschland drückte immer weiter, bis die Bälle irgendwann den Weg ins Tor fanden. Nicht mit Gewalt, sondern mit einem sehenswerten Schlenker, der über die untere Kante der Latte reinging, traf hingegen Ridle Baku (80.). Ein weiterer Müller-Treffer (86.) und ein zweites Eigentor durch Maximilian Göppel (89.), der einen Schuss von Ridle ins eigene Eck köpfte, besiegelten die 0:9-Niederlage Liechtensteins.

Damit schlitterte Liechtenstein knapp vorbei an einem historischen Debakel, der höchsten Niederlage in der LFV-Geschichte. Diese bleibt das 1:11 gegen Nordmazedonien vom November 1996. So hoch hat Liechtenstein allerdings noch nie gegen den vierfachen Weltmeister verloren. Beim Testspiel im Juni 1996 lag die Differenz bei acht Toren (9:1). Das gestrige Resultat spiegelt mehr die aktuellen Verhältnisse beider Mannschaften wider als jenes im September. Im letzten Länderspiel des Jahres am Sonntag gegen Rumänien möchte die Stocklasa-Elf ein anderes Gesicht zeigen. Die Sperre von Jens Hofer macht die Aufgabe nicht leichter, ausserdem mussten viele Spieler gegen Deutschland bis an ihre Grenzen gehen.