Quelle: Liechtensteiner Vaterland / Ernst Hasler

Eine Lehrstunde des vierfachen Weltmeisters

Chancenlos. Im ersten Auswärtsspiel der EM-Ausscheidung kassiert Liechtenstein in Parma gegen den vierfachen Weltmeister Italien eine deftige 6:0-Klatsche.

Sensi (16.), Verratti (32.), sowie Quagliarella mittels PenaltyDoppelpack (35./48.+) vor der Pause sowie Kean (69.) und Pavoletti (76.) nach dem Seitenwechsel skorten und sorgten für ein klares Verdikt. Die Liechtensteiner stiegen viel zu brav in die Zweikämpfe und diese Freiräume nutzten die Italiener resolut. Selbstverständlich konnten die Azzurris dank ihrer individuellen Klasse stets den Unterschied ausmachen, liessen Ball und Mann jeweils geschickt laufen. Liechtenstein fand in keiner Phase den Tritt und liess in den meisten Aktionen die Aggressivität vermissen.

Italien erzielte sein frühes Tor und legte nach 
Italien hatte angekündigt, dass es ein frühes Tor anstrebt, und das Vorhaben ging auf: Spinazzola narrte Wolfinger und flankte zur Mitte, wo Sensi aus acht Metern einköpfelte; der Ball schlug zentral ein (1:0).

Italiens verjüngtes Team hatte sofort ein horrendes Tempo vorgelegt, doch Liechtenstein, das gegenüber dem GriechenlandSpiel auf drei Positionen in der Startelf verändert war (Hofer, Sele und Kühne rückten anstelle von Rechsteiner, Martin Büchel und Gubser ins Team), fand sich nach zähen sechs Startminuten in der Folge besser zurecht. Ein Quagliarella-Freistossnachschuss lenkte Torhüter Benjamin Büchel stark um den Pfosten (4.) und beim zweiten Abschluss der Italiener –Sensi schlenzte daneben –musste er nicht eingreifen (6.). Nach einer kurzen Phase des Durchatmens folgte die italienische Führung und danach die nächste Druckwelle. Benjamin Büchel konnte sich gegen Quagliarella (22.) und beim Politano-Schuss auszeichnen (23.). Verratti (26.) und Mancini verfehlten deutlich (28.). Als Verratti in den Strafraum zog, attackierten Wolfinger und Sele halbherzig, der Paris-Saint-Germain-Spieler schlenzte den Ball ins lange Eck (2:0). Nach einer strittigen Szene entschied der Ref auf Handspenalty: Hasler war der Ball aus kürzester Distanz an die Hand geschossen worden; den Penalty jagte Quagliarella zentral ins Tor (3:0). Es kam faustdick, denn Kaufmann klärte einen Schuss mit der Schulter auf der Torlinie und sah Rot: Den Strafstoss verwandelte erneut Quagliarella (4:0). Ein harter Entscheid, denn die Hand schien angelegt zu sein. Ärgerlich war die fehlende Aggressivität in der Ballbehauptung zuvor, dass die Italiener überhaupt bis vors Tor kombinieren konnten.

In Unterzahl ging’s um Schadenbegrenzung 
Liechtenstein besass lediglich drei gute Vorstösse. Beim Salanovic-Schrägschuss kam Hasler ein Schritt zu spät (26.). Als sich Kühne und Wieser über die linke Seite nach vorne gespielt hatten, fehlte das ideale Timing von Wieser (33.). Und ein Polverino-Schuss aus der zweiten Linie hielt Sirigu sicher (43.). Leider hatte sich das bewahrheitet, einige FL-Cracks waren vor Ehrfurcht erstarrt.

In der Halbzeitpause kam Malin für Sele und übernahm den Part von Kaufmann. Liechtenstein hatte Glück, dass Kean seinen Schuss zentral in die Arme von Büchel jagte (46.) und Göppel den Spinazzola-Heber von der Linie kratzte (49.). In der Folge blieb Italien am Drücker, wirkte aber unkonzentriert beim Abschluss. Spinazzola, der auffälligste Akteur auf dem Platz, jagte den Ball von halblinks quer am Tor vorbei (55.). Nachdem Romagnoli den Ball aus fünf Metern neben das Tor gesetzt hatte (66.), schien sich die FL-Defensive stabilisiert zu haben. Doch das Gegenteil war der Fall: Spinazzola flankte, Quagliarella köpfelte vors Tor, wo Kean per Kopf traf (5:0). Nachdem Politano vors Tor geflankt hatte, köpfelte Pavoletti aus Abseitsposition Richtung Büchel, der konnte den Ball nicht bän - digen, sodass Pavoletti den Abstauber einschob (6:0). Das war’s dann: Liechtenstein war bemüht, nach vorne zu kommen, doch Keeper Sirigu blieb in Halbzeit zwei beschäftigungslos. Es fehlte das Durchsetzungsvermögen und die individuelle Stärke, um die Tifosi in Bedrängnis zu bringen.