Quelle: Liechtensteiner Vaterland / Ernst Hasler
Russland in souveräner Manier
Zum Auftakt der EM-Ausscheidung gewann Russland gegen Liechtenstein mit 4:0. Das Spiel verlief unglücklich, denn Büchel (4.) und Burgmeier (50.) erzielten zwei Eigentore. Zudem trafen Kombarov (54.) und Dzyuba (65.).
Das Glück war den Liechtensteinern vor allem in der ersten Stunde nicht hold. Die zwei Eigentore und ein umstrittener Foulpenalty brachten die Russen standesgemäss auf die Spur und drückten auf die Psyche der Liechtensteiner, die vor allem im ersten Abschnitt gut aus der Abwehr heraus kombinierten.
Russland mit raschem Tor
Russland begann sehr druckvoll, dennoch resultierte der Führungstreffer auf glückliche Art und Weise: Einen 36-m-Freistoss von Ignashevich lenkte Martin Büchel unglücklich ins rechte Eck ab (1:0). «Ich wollte das Sichtfeld für Torhüter Jehle freimachen, stand relativ seitlich des Tores, da landete der Ball an meinem Oberschenkel; das war absolut unglücklich. Ich glaube, dass der Ball weit neben dem Tor gelandet wäre», ärgerte sich Martin Büchel.
Samedov, der in der Startphase viel Zug über die rechte Aussenbahn entwickelte, traf nach einer Flanke von links den Ball nicht optimal (2.). Trotz der Führung im Rücken blieben die Russen am Drücker: Jehle klärte gegen Cheryshev (5.) sowie Kokorin (38.) und bändigte einen Samedov- Kopfball (43.) sensationell. Daneben vergab das Team von Fabio Capello einen Hochkaräter: Kokorin jagte einen Volley aus sieben Metern um Zentimeter neben den Pfosten (45.). Bei weiteren Abschlüssen von Samedov (1.), Cheryshev (25. / 42.) und Kokorin per Kopf (32.) fehlte die Präzision oder die Entschlossenheit.
Liechtenstein tat sich schwer im Spielaufbau, weil die Russen hoch standen und mit ihrem Pressing Liechtensteins Kurzpass-Spiel zu unterbinden versuchten. Trotzdem gab es immer wieder Entlastung, weil Polverino und Martin Büchel in der zentralen Schaltzentrale einen guten Job machten, die Bälle gut hielten. Problematisch war’s, wenn es Richtung gegnerischen Strafraum ging: Da fehlte grösstenteils der Mut in den 1:1-Duellen, die zeigte lediglich Nicolas Hasler.
Trotzdem erarbeitete sich Liechtenstein auch Torchancen: Ein Wieser-Freistoss, der knapp die Querlatte streifte (15.), ein Yildiz- Knaller knapp innerhalb des Strafraums, den Ignashevich in extremis zur Ecke ablenkte (33.), sowie ein beherzter Distanzschuss von Martin Büchel aus 20 m (40.) blieben die einzigen Offensivaktionen der Gäste.
Doppelschlag innert vier Minuten
In der zweiten Halbzeit ging’s im gleichen Takt weiter. Cheryshev traf nach einem Durcheinander im FL-Strafraum den Ball nicht optimal (49.). Trotzdem fiel ein weiterer Verlusttreffer. Dzagoev ging bei der FL-Innenverteidigung vergessen, lief solo Richtung Jehle, der klärte, doch Burgmeier lief in den Abpraller (2:0). Die Russen kombinierten, suchten weitere Tore und hatten schon zur Halbzeit ihren Rekordtorschützen Kerzhakov ersetzt; für ihn kam Lokalmatador Dyzuba. Und der Leader der russischen Premier League fügte sich gleich glänzend ein.
Fragwürdiger Penalty
Nachdem Frick gegen Dzyuba etwas ungeschickt einstieg, diktierte der Ref einen Foulpenalty, den Kombarov ins linke, untere Eck verwandelte (3:0). «Frick ist nur hinter Dzyuba gestanden, der sich reingelehnt und ein Foul provoziert hat», monierte Nationaltrainer Rene Pauritsch. «Aus meiner Sicht war es kein Foul. Ich versuchte, diesen Bären Dzyuba zu blocken. Er suchte den Penalty, doch meines Erachtens ist er ausgerutscht», stellte Mario Frick klar, der sich aber noch die Videobilder zu Gemüte führen wolle.
Damit war die Sache gegessen, denn Liechtenstein fand kein Mittel, um sich dem Dauerdruck zu entziehen. Bis auf einen Wieser-Freistoss, der Akinfeev keine Mühe bereitete (62.), und Brändle, der vor Torhüter Lodygin leider zögerte (84.), fand Liechtenstein keine Entlastung mehr vor. Die Russen präsentierten sich vor allem im zweiten Abschnitt beeindruckend und zeigten Tempofussball auf höchstem Niveau nach dem Seitenwechsel. Vor allem die Einwechslung des gross gewachsenen Dzyuba brachte bei den Russen mehr Torgefahr in der Lufthoheit. Er hatte sogar Pech, als er einen Kopfball an die Querlatte setzte (63.). Das 4:0 war letztlich die schönste Kombination des Gastgebers: Dzyuba traf auf Kokorin-Zuspiel (4:0).
Obwohl die Begleitumstände, die zur Niederlage führten, doch unglücklich waren, baute Liechtenstein in der zweiten Halbzeit stark ab. Es gab wenig Entlastung, der 18-jährige Salanovic in der Sturmspitze konnte die Bälle nicht wunschgemäss halten und war insgesamt auf sich alleine angewiesen. Den von Nationaltrainer Pauritsch geforderten Mut lebten leider nur wenige Akteure.