Quelle: Liechtensteiner Vaterland / Ernst Hasler
Dzyuba zerlegt Liechtenstein
Liechtensteins Fussball-Nationalmannschaft erlebte eine der schwärzesten Nächte der Neuzeit im Fussball und kassierte im EM-Heimspiel gegen Russland eine 0:7(0:3)-Pleite. Ab der 39. Minute spielte Liechtenstein in Unterzahl, denn Daniel Kaufmann sah wegen Torraub Rot.
Artem Dzyuba erzielte vier Tore (21./45./73./90.); die weiteren Tore skorten Kokorin (40.), Smolov (75.) und Dzagoev (90.). Liechtenstein hielt im ersten Abschnitt gut mit, doch mit dem ungerechtfertigten Platzverweis gegen Kaufmann, der Dzyuba nur leicht berührt hatte, war die Sache gelaufen. Zieht man in Betracht, dass der Ref noch zwei Tore aus Abseitspositionen durchgehen liess, lässt dies erahnen, wie die Pleite letztlich zustande kam. Die Russen spielten sehr effizient und gerieten in einen Spielrausch.
Gut ins Spiel gefunden
Liechtenstein fand gut ins Spiel, ging mutig zu Werke und sorgte für die wichtige Entlastung. Den zwei Torschüssen von Salanovic fehlte die Überzeugung (5. /6.).
Es gab wenige Strafraumszenen, doch die Russen erhöhten nach der Startviertelstunde den Druck, und schon brannte es lichterloh vor Jehle. Dzyuba erlöste die Gäste: Shirokov lief auf Jehle zu und bediente mittels Absatz Dzyuba, der zwischen den Verteidigern einschob (0:1). Der Treffer hatte sich angedeutet, denn einen Shirokov-Heber lenkte Jehle glänzend zur Ecke (19.), und Sekunden später schoss Ignashevich einen Mitspieler an. Nach einem fatalen Fehlpass von Salanovic war die FL-Abwehr offen, Dzyuba lief durch und wurde von Kaufmann fair Schulter an Schulter touchiert; der Ref diktierte einen Foulpenalty und gab Kaufmann zudem die Rote Karte. Kaufmann äusserte sich nicht gegenüber den Medien, doch Nationaltrainer Rene Pauritsch schilderte, dass Kaufmann bemerkt habe, dass er den Russen nur leicht berührt, aber nicht gefoult habe. Den Penalty verwandelte Kokorin sicher ins linke, untere Eck (0:2). Auf bittere Art und Weise fiel die Entscheidung. Nach einem Doppelpass lief Dzyuba aus Abseitsposition Richtung Jehle und traf entschlossen ins linke Eck (0:3). Liechtenstein tat sich schwer, um in Unterzahl nach vorne zu kommen. Zuvor hatte Burgmeier einen Schuss ins Seitennetz gejagt (36.). Die Russen lebten Effizienz vor und brachten ihre Kombinationssicherheit eindrücklich zutage.
Russen blieben «hungrig»
Die Russen blieben auch im zweiten Abschnitt «hungrig». Trotz Unterzahl blieb die defensive Ordnung beim Gastgeber lange Zeit bestehen, doch mit dem vierten Verlusttreffer brachen alle Dämme. Kombarov bediente Dzyuba, der wiederum aus Abseitsposition traf (0:4). Nach einem Foul von Dzyuba im Luftduell gegen Frick klärte Jehle, doch Smolov staubte ab (0:5). Unglücklich fiel auch der nächste Treffer: Einen Dzagoev-Freistoss lenkte Hasler in der Mauer noch mit dem Kopf leicht ab (0:6). Und als auch noch Jehle patzte und den Ball nicht aus der Gefahrenzone brachte, staubte Dzyuba erneut ab (0:7).
Neben den Toren hatten auch noch Kokorin (47. /49.), Berezutski (59.), Glushakov (65.) und Dzagoev (68.) Abschlussmöglichkeiten. Liechtenstein konzentrierte sich nur auf Schadensbegrenzung und schlug die Bälle teilweise nur weg. Wohl deshalb konnte keine grosse Gefahr vor Torhüter Akinfeev kreiert werden.
Die Liechtensteiner liessen nach dem Schlusspfiff die Köpfe hängen und taten einem sichtlich leid. Trotz der zahlreichen Fehlentscheide fehlten am gestrigen Abend der Biss und die Entschlossenheit in den Zweikämpfen. Fatal waren einzelne Fehlpässe im Spielaufbau, die die Russen teilweise resolut ausnutzten und sich somit mit dem Sieg auf den zweiten Rang der Gruppe gehievt haben.