Quelle: Liechtensteiner Vaterland / Ernst Hasler
Die Lehrstunde des «Campeon» wiederholte sich
Liechtenstein blieb im WM-Qualispiel gegen Spanien chancenlos und verlor wie schon vor einem Jahr in Léon mit 0:8 (0:4)-Toren. Morata (15./54.), Aspas (51./63.) trafen doppelt.
Die weiteren Tore steuerten Ramos (3.), Isco (16.), Silva (39.) und Deulofeu (89.) bei. Es war eine weitere Lehrstunde gegen eine der weltweit besten Fussballmannschaften. Ein Gegentor und schon verfiel Liechtenstein nach knapp drei Minuten in Schockstarre. Das war teilweise nachvollziehbar, wenn man den Blick auf die spanische Spielerliste mit Grössen wie Iniesta, Piqué, Sergio Ramos, Busquets, Thiago Isco und Morata warf. Dennoch fehlte Liechtenstein eine gesunde Portion an Aggressivität. Da die Spieler oft nicht genug eng am Mann waren, kamen sie bei etlichen Situationen nicht einmal in den Zweikampf gegen die stilsicher kombinierenden Iberer.
Partie schon früh vorentschieden
Liechtenstein begann die Partie denkbar schlecht und lag nach 16 Minuten bereits 0:3 zurück. Zuerst köpfelte Ramos einen Silva-Freistoss nach 128 Sekunden am hinteren Fünfereck ins Netz (0:1), schliesslich spielte sich Iniesta mit einem Doppelpass durch, seine gut getimte Flanke köpfelte Morata in die Maschen (0:2). Ein kapitaler Jehle-Aussetzer - er schlug nach einem Rückpass neben den Ball - nutzte Morata, der legte quer auf Isco, der problemlos einschoss (0:3). Somit war der Matchplan der Liechtensteiner schon relativ früh über den Haufen geworfen und der Favorit konnte sein gewohntes Kurzpass-Spiel durchziehen.
Bevor Liechtenstein den ersten Torschuss verzeichnet hatte, kam es zu einer strittigen Szene: Thiago kam im Luftduell zu spät gegen Göppel: Obwohl der Ball schon gespielt war, ging der Bayern-Profi noch mit dem Kopf hin. Absicht zu unterstellen wäre nicht korrekt, doch mindestens eine Verwarnung wäre nötig gewesen. Den daraus resultierenden Freistoss aus dem Halbfeld jagte Burgmeier mittels Direktschuss aufs Tor, doch De Gea liess sich nicht überraschen (33.).
Schliesslich erhöhten die Spanier aus einer weiteren Standardsituation das Skore. Silva zirkelte einen Freistoss aus 22 Metern ins rechte, obere Lattenkreuz (0:4). Postwendend besass Liechtenstein einen Hochkaräter, als De Gea schlecht hinten heraus spielte: Salanovic kam an den Ball, bediente Hasler, der legte für Polverino auf, doch dessen Schuss landete zentral in den Armen von De Gea (40.). Obwohl die Spanier effizient auftraten, besassen Morata (13./29.), Isco ohne Abnehmer (35.) und Pedro (41.) noch Möglichkeiten, sie verfehlte jeweils den Kasten. Da Liechtenstein schon rasch aussichtslos zurücklag, fehlte letztlich auch der unbändige Wille, dem Gegner in den Duellen weh zu tun.
Spanien blies weiter auf die Offensive
In der zweiten Halbzeit blies Spanien weiter zum Angriff und hielt das Tempo hoch. Aspas kam für Silva zur Halbzeit und war besonders torhungrig. Morata scheiterte und Aspas staubte ab (0:5). Glänzend herauskombiniert war der sechste Treffer: Aspas bediente Morata, der bezwang Jehle mit einem Schieber aus nächster Nähe (0:6). Als die Liechtensteiner Abwehr den Ball nicht aus der Gefahrenzone brachte, behielt Aspas die Übersicht und traf von halbrechter Position entschlossen (0:7). Sehenswert der Endstand: Ein 40-m-Pass von Iniesta landete bei Deulofeu, der traf knapp von der Behindlinie mittels Volley; Göppel fälschte noch leicht ab (0:8).
Liechtenstein war mit viel Laufarbeit beschäftigt, kam zu einer guten Konterchance, doch Hasler blieb an Piqué hängen (71.). Ansonsten konnte sich Jehle bei einem Morata-Kopfball (57.), Aspas-Flachschuss (61.) und Morata-Schuss (83.) auszeichnen. Die Liechtensteiner liessen sich zwar nicht gehen, agierten oft aber zu umständlich oder verloren das Leder nach guten Ballgewinnen wieder postwendend.
Ein Problemkreis kehrte ins Team zurück: Liechtenstein kassierte die ersten zwei Tore aus Kopfbällen. Die Verbissenheit in den Zweikämpfen ist eine weitere Schwäche, die sich gestern offenbarte. Nationaltrainer Rene Pauritsch war überzeugt, dass sich die kurze Erholungszeit vom Albanien-Spiel nachteilig auswirkte.