Quelle: Liechtensteiner Vaterland / Ernst Hasler
Ein delikater Vorgeschmack auf die Nations League
Ernüchterung: Liechtenstein enttäuschte im ersten Länderspiel des Jahres gegen Andorra und bezog eine 1:0 (1:0)-Niederlage. Rebes erzielte den Siegestreffer per Kopf (6.).
Liechtenstein konnte in keiner Phase an den starken Auftritt in Katar anknüpfen und enttäuschte auf voller Länge. Vor allem mit der sehr harten Gangart der Andorraner tat sich Liechtenstein sehr schwer. Andorra siegte dank seines unbändigen Willens, ging oft über die Grenzen des Erlaubten, hatte sich aber den Sieg keineswegs gestohlen.
Führungstreffer brach Liechtenstein das Genick
Nach einem kurzen Abtasten, in dem die Zweikämpfe im Vordergrund standen, glückte Andorra aus einem Freistoss heraus die Führung: Rebes köpfelte eine Clemente-Flanke aus dem Halbfeld ins rechte, untere Eck (1:0); sein zweites Länderspieltor. «Jedes Tor ist wichtig. In diesem Fall war es ein historischer Moment, für Andorra zu treffen», freute sich Marc Rebes.
Nachdem die FL-Abwehr den Ball nicht aus der Gefahrenzone brachte, zog Riera aus der Drehung ab; der geblockte Ball gelangte zu Clemente, dessen Rückzieher landete an der Querlatte (10.). Glück, dass Liechtenstein nicht schon den zweiten Verlusttreffer hinnehmen musste. Liechtensteins Nati schien im Tiefschlaf zu stecken; Andorra lebte vor, was Härte und Entschlossenheit in den Zweikämpfen bedeutet. Die giftige Spielweise behagte der Pauritsch-Elf keineswegs. Nach jedem Pass setzten die Andorraner nach und erwischten das eine oder andere Bein, sodass der Ref alle Hände voll zu tun hatte: Diese giftige Gangart war entscheidend, dass Andorra immer wieder das Leder relativ leicht zurückeroberte, weil das Spiel der Liechtensteiner sehr unpräzise ausfiel. Die unorthodoxe Spielweise führte zu vielen Zufallsaktionen, weil der Ball auch sehr oft in der Luft war. In extremis musste Göppel vor dem einschussbereiten Rodriguez klären (28.).
Wieser war bemüht, aus der zweiten Reihe abzuziehen, doch seine Schüsse landeten zehn (22.) respektive 15 Meter neben dem Kasten (33.). Es waren Verzweiflungstaten; in der Lufthoheit war er aber der einzige Liechtensteiner, der jene Duelle gewann. Eine strittige Szene gab es dennoch, als Burgmeier im Strafraum gefoult wurde (23.). Vieles blieb im FL-Spiel Stückwerk; es fehlten die zündenden Ideen im Spiel nach vorne. Liechtenstein wies optisches Übergewicht auf, war aber nicht zwingend.
Die Halbzeitführung war nicht gestohlen, denn Andorra zeigte mehr Entschlossenheit und lebte die internationale Härte vor, die Liechtenstein gegen Katar zuletzt zu Tage gelegt hatte, gestern aber vermissen liess.
Viel Zufall und keine gefälligen Aktionen
In der zweiten Halbzeit spielte die Hektik und der Zufall die dominante Rolle. Liechtenstein war nicht imstande, Torchancen zu kreieren. Die beste liess Wolfinger liegen, als er ein herrliches Zuspiel von Quintans nicht ideal traf (83.) und Göppels Knaller von halblinker Position blockte ein Andorraner zur Ecke (93.). Das war die ernüchternde Bilanz.
Viel Hektik war im Spiel. Statt Ruhe zu bewahren, wollten die Liechtensteiner oft die Freistösse rasch ausführen, produzierten jedoch Fehlpässes. Sie schienen genervt zu sein, denn die Andoraner agierten wie «lästige Fliegen». Das grösste Problem war, dass Liechtenstein die von Andorra eingebrachte Hektik nicht unter Kontrolle brachte. Andorra besass zwei Chancen, um das Skore auszubauen. Einen Eckball lenkte Gubser an den eigenen Torpfosten (65.), ein San-Nicolas-Schuss wurde geblockt und ein Vales-Nachschuss hielt Büchel sicher (66.). Auch ein Llovera-Kopfball war die sichere Beute des FL-Keepers, der fehlerfrei spielte (81.).
«Nach dem 1:0-Rückstand sind wir extrem unsicher geworden. Unverständlich, denn in Katar hatten wir eine andere Erfahrung gemacht, hatten ruhig weitergespielt und die Wende geschafft. Das ging heute komplett in die Hosen», urteilte Michele Polverino treffend.