Quelle: Liechtensteiner Vaterland / Ruben Bucher

Chancenauswertung war das grosse Manko

Trotz zahlreicher Torchancen verpasste es Liechtenstein, ein Tor gegen Gibraltar zu schiessen und verlor das Spiel mit 0:1.

Helgi Kolvidsson haderte nach der 0:1-Heimniederlage gegen Gibraltar. «Wir hatten 60 Prozent Ballbesitz, 26 Aktionen vor dem gegnerischen Tor und einige sehr gute Torchancen. Am Ende haben wir aber einfach kein Tor geschossen und das war heute unser grosses Manko», so der Isländer, welcher an der Pressekonferenz nach dem Spiel etwas ratlos wirkte und auch keine gute Erklärung für die mangelhalfte Chancenauswertung hatte. «Am Ende war einfach bei jeder Aktion, die wir aufs Tor gebracht haben, eine Hand oder ein Fuss dazwischen. Solche Tage gibt es, auch wenn wir uns mindestens ein Tor durch unser Auftreten in der zweiten Halbzeit verdient hätten.»

Liechtenstein verpasst die Führung und wird bestraft 
Dabei hätte das Tor für Liechtenstein bereits wenige Sekunden nach dem Anpff fallen können – oder besser gesagt müssen. Nicolas Hasler lancierte Dennis Salanovic mit einem perfekten Pass in die Tiefe. Der Liechtensteiner Stürmer liess die Abwehrspieler Gibraltars mit seiner Schnelligkeit stehen und erreichte auch vor dem heranstürmenden Torhüter Goldwin den Ball. Doch statt den Schlussmann der Gäste zu umkurven und locker zum 1:0 einzuschieben, entschied sich Salanovic für den Lob, der das Tor knapp verfehlte.

Ein frühes Tor hätte vieles einfacher gemacht für das Liechtensteiner Nationalteam. Doch statt selber von einer frühen Führung zu proftieren, lief man rund zehn Minuten später einem 0:1-Rückstand nach. De Barr konnte eine Hereingabe von Casciaro in Ruhe annehmen, sich um Malin drehen und die Gäste in Führung schiessen. «So ein frühes Gegentor zu kassieren ist natürlich scheisse. Das spielt Gibraltar voll in die Karten und sie können hinten reinstehen und auf Konter spielen», hielt Verteidiger Andreas Malin nach dem Spiel fest.

Und genau das passierte nach dem Führungstrefer. Gibraltar liess sich zurückfallen, lauerte auf Konter und machte dem Heimteam das Leben vorwiegend durch eine sehr harte Gangart schwer. Liechtenstein hatte dann auch Glück, dass Gibraltar nicht noch das 0:2 nachlegte. Dieses Mal spielte De Barr auf Casciaro, der alleine vor Benjamin Büchel auftauchte. Doch der Liechtensteiner Torhüter behielt die Nerven und hielt sein Team mit einer starken Parade im Spiel.

Goldwin verhindert gleich mehrmals den Ausgleich 
Nach der unterhaltsamen Startphase fachte die Partie in der Folge aber stark ab und war geprägt von vielen Zweikämpfen, Fehlpässen und Fouls. Liechtenstein verlor durch die harte Gangart der Gäste zwischendurch immer wieder den Faden und schafte es vor dem Seitenwechsel trotz viel Ballbesitz nicht mehr, gefährlich vors Tor zu kommen. Dies kritisierte auch Trainer Kolvidsson an der Pressekonferenz nach der Partie. «Wir müssen uns auf jeden Fall den Vorwurf machen, dass wir in der ersten Halbzeit nicht richtig dagegengehalten haben. Wir wussten, dass Gibraltar eine sehr robuste und zweikampfstarke Mannschaft ist und genau so sind sie auch aufgetreten», so der Isländer.

Die Halbzeitansprache von Kolvidsson musste das Heimteam dann aber wachgerüttelt haben. Wie verwandelt kam Liechtenstein aus der Kabine und hatte in der Startviertelstunde gleich mehrere Chancen auf den Ausgleich. Zuerst knallte ein Schuss von Yildiz an die Latte, dann scheiterten Frommelt und Kühne an Goldwin und auch Hofer und Malin, welche je nach einer Ecke aus vielversprechender Position zum Kopfall kamen, fanden ihren Meister im Schlussmann Gibraltars.

Auf der Gegenseite hatte das Heimteam aber auch Glück, dass der russische Schiedsrichter in der 62. Spielminute nicht auf Elfmeter für Gibraltar entschied. Nach einem Ballverlust von Martin Büchel am eigenen Strafraum konnte Malin den einschussbereiten De Barr nur mit einer Grätsche aufalten. Den Ball spielte der Liechtensteiner Abwehrspieler dabei aber nicht. Schiedsrichter Levnikov übersah das Foulspiel und liess weiterspielen.

Gibraltar schindet Zeit und bringt Sieg nach Hause 
Und so nahm der Liechtensteiner Druck allmählich ab und das Spiel plätscherte so vor sich hin. Man hatte den Eindruck, als ob Liechtenstein nicht mehr genügen Reserven hatte, um pausenlos auf den Ausgleich zu drücken. Immer mehr schoben sich die Liechtensteiner Abwehrspieler den Ball hin und her, da es in der Ofensive kaum Anspielstationen gab.

Gibraltar zog sein Spiel voll durch und versuchte, wo es nur ging, Zeit zu schinden. Beispielhaft dafür erhielt Torhüter Goldwin nach rund 80 Minuten zur Freude des Liechtensteinsteiner Publikums die Gelbe Karte fürs Zeitspiel, nachdem er sich seit dem Führungstrefer bei jedem Abstoss gefühlt fünf Minuten Zeit nahm. Am Ende ging die Taktik der Gäste aber auf und sie feierten einen wichtigen Sieg im Kampf um den Gruppensieg in der Nations League.

«Wir müssen unsere Aufgabe gegen San Marino erledigen» 
Und damit liegt Liechtenstein in der Nations-League-Gruppe nun drei Punkte hinter Gibraltar. Kolvidsson betonte jedoch nach dem Spiel, dass noch nichts verloren sei. «Die Situation hat sich nicht gross geändert. Wir haben nun zwei Spiele gespielt und es stehen noch zwei Spiele an. Unabhängig vom heutigen Ergebnis müssen wir erst einmal unsere Aufgabe gegen San Marino erledigen und dann hätte es so oder so ein Endspiel in Gibraltar gegeben. Es ist also noch alles drin und wir müssen einfach weitermachen», erklärt Kolvidsson.