Quelle: Liechtensteiner Vaterland / Gary Kaufmann
«Rumpfkader» strahlt zu wenig Gefahr aus
Zum vierten Mal in Folge verliert Liechtenstein gegen Malta. Bei der 3:0-Testniederlage war der Ausfall vieler Stammkräfte bemerkbar.
Vorweg etwas zur Diskussion betreffend der Anzahl Länderspiele von Liechtensteins Nationalmannschaft: Beim gestrigen Freundschaftsspiel in Malta lieferten die Spieler wenig Gründe zum Jubeln. Mit 15 Feldspielern und zwei Torhütern (einige davon nicht die erste Wahl) ist Liechtenstein zu einem Gegner angereist, den man bislang in vier Begegnungen noch nicht schlagen konnte (drei Niederlagen, ein Remis). Dabei bleibt es. Das Kleinstaaten-Duell der Weltranglistennachbarn endet mit einer 3:0-Niederlage.
Aufgrund der vielen Absenzen – elf Spieler des ursprünglichen Aufgebots fehlten, zu allem Übel sechs Profis – war die Aufstellung so gut wie vorgegeben. Balzers-Keeper Thomas Hobi kam im Kasten zu seinem dritten Länderspiel, sein Vereinskollege Ridvan Kardesoglu gab im Sturm sein Startelfdebüt für Liechtenstein. FCV-Spieler Maximilian Göppel musste in ungewohnter Position, als Innenverteidiger, ran. Die von er U21 nachberufenen Spieler Gabriel Foser, Noah Graber und Andrin Netzer besetzten zum Anpfiff die Ersatzbank. Die beiden Feldspieler kamen zu ihrem Länderspiel-Debüt, genauso Alexander Marxer vom FC Ruggell.
Liechtenstein kriegt zwei Elfmeter nicht
Es war noch keine Minute verstrichen, als Fabio Wolfinger durch einen Fehlpass der Malteser ein Geschenk erhielt. Sein Schlenzer vor dem Sechzehner war jedoch zu wenig, landete in den Händen von Torhüter Galea. Effizienter ging der Gastgeber mit seiner ersten Chance um: Aron Sele verlor nach einem Liechtensteiner Einwurf den Ball an Kristensen, der Michael Mifsud in den Lauf passte. Der 143-fache Rekordnationalspieler Maltas machte kurzen Prozess in seinem Abschussspiel, netzte aus kurzer Distanz das frühe 1:0 ein (5.). Nach einem Freistoss fast vom rechten Spielfeldrand profitierte Steve Borg bei seinem Kopfballtreffer (20.) von einer schlecht agierenden Abwehr, wobei Andreas Malin beim Schützen stand.
Die 2:0-Pausenführung war verdient, denn das Spiel bewegte sich von Anfang an mehrheitlich in der Liechtensteiner Hälfte, weil die Kolvidsson-Elf tief stand und auf Konter lauerte. Ausnahmen bestätigen die Regel: Im maltesischen Sechzehner hätten zuerst Fabio Wolfinger (9.), dann Kardesoglu (16.) einen Strafstoss verdient gehabt. Beide wurden von den Kontrahenten klar zu Fall gebracht. Anschliessend hatte der FCB-Spieler nach einem Sprint die beste Gelegenheit auf den Anschluss, doch der Flachschuss ging links knapp am Kasten vorbei (24.). In dieser Szene hätte er gut noch etwas weiter nach vorne preschen können, da die gegnerische Abwehr bei den wenigen schnellen Pässen kaum dagegenhielt.
Dafür kriegt Malta einen fragwürdigen Strafstoss
Zurück auf dem Platz zeigte Liechtenstein mehr Aggressivität, aber gefährlicher wurde man dadurch nicht. Ihnen kam entgegen, dass Malta etwas abbaute. In der 60. Minute hatte der 39-jährige Mifsud seine Aufgabe erfüllt (42 Länderspieltore), wurde mit Applaus und Feuerwerk verabschiedet. Danach hätte Jake Grech die Führung ausbauen können, doch seine Chance aus guter Position schickte er gen Himmel (65.). Der Hauch eines glücklichen Anschlusstreffers wehte kurz durch das Stadion, als Kardesoglu nach einem Rückpass vom maltesischen Torhüter angeschossen wurde (71.) oder Maximilian Göppel aus über 40 Metern den Ball über Galea lupfte und die Latte erwischte (79.). Während Liechtenstein in der ersten Hälfte zwei Elfmeter nicht erhielt, durfte gegen Schluss der Gastgeber nach einer strittigen Situation vom Punkt aus antreten. Daniel Brändle stand beim Handspiel je nach Sichtweise knapp vor oder auf der Linie des Strafraums. Der eingewechselte Jean Paul Farrugia schickte den Penalty mittels Heber lässig nach rechts, Hobi entschied sich für die linke Ecke (86.). Der einzige Treffer in der zweiten Halbzeit, womit das Schlussresultat 3:0 lautet.
Helgi Kolvidsson: «Wir haben die Tore verschenkt»
Malta hat zurecht gewonnen, doch das Ergebnis fällt insgesamt etwas zu deutlich aus. «Letztendlich haben wir die Tore verschenkt. Wenn sie eine Chance haben und drei Treffer machen, ist das einfach zu viel», teilt Nationaltrainer Helgi Kolvidsson diese Ansicht. In der ersten Halbzeit hat ihm die Bissigkeit gefehlt, sowohl bei den Zweikämpfen als auch Abschlüssen. In der zweiten Halbzeit habe es seine Mannschaft besser gemacht. Angesprochen auf die Elfmeterentscheidungen meint er, dass diese gestern Abend nicht zu Liechtensteins Gunsten ausfielen: «Wenn du kein Glück hast, kommt auch noch Pech dazu. Das 3:0 ist für den Spielverlauf sicher zu hoch.» Nach dem Spiel betonte der Isländer, dass er viel Positives aus der schwierigen Situation nehme. Nun konzentriert er sich auf das nächste Länderspiel in Gibraltar. Davor hofft die Nati auf Schützenhilfe von San Marino, damit sie die Nations League 2020 mit einem Duell um den Aufstieg abschliessen kann.