Quelle: Liechtensteiner Vaterland / Ernst Hasler
Lehrstunde des Weltmeisters
Spanien fügte Liechtenstein im EM-Ausscheidungsspiel eine deftige Klatsche zu, gewann deutlich mit 6:0 (3:0)-Toren und qualifizierte sich für die EM-Endrunde 2012 in Polen und der Ukraine.
Negredo mittels Doppelpack (33. / 37.), Villa mittels Doppelpack (60. / 79.), Xavi mittels Freistoss (44.), Ramos (52.) erzielten die Tore in einem einseitigen Spiel. Liechtenstein konnte 30 Minuten gut mithalten, doch dann kam die Präzision des Weltmeisters in seinem Passspiel zu tragen. Liechtenstein konnte die Räume nicht mehr genügend rasch schliessen; schon war es um die Herrlichkeit und die defensive Ordnung geschehen. Innert elf Minuten fiel das Gefüge der Liechtensteiner wie ein Kartenhaus zusammen.
Dem übermächtigen Gegner weh tun, hatten sich einige Liechtensteiner vorgenommen, die geringe Anzahl an Fouls belegten, dass es dazu nicht kam. Stattdessen zeigten die Iberer nach dem Seitenwechsel Effizienz und sorgten für ein Torfestival.
Spanien mit Doppelschlag
Spanien startete mit viel Druck ins Spiel und drängte die Liechtensteiner weit in die eigene Platzhälfte zurück, trotzdem fehlten lange Zeit die zwingenden Möglichkeiten. Als Iniesta mit einem hohen Ball Negredo hinter Innenverteidiger Michael Stocklasa bediente, ging der Weltmeister erwartungsgemäss in Front: Negredo nahm den Ball mit der Brust an und donnerte ihn aus der Drehung ins Netz (1:0). Kurz darauf bediente Iniesta Villa in die Tiefe (klares Abseits), dessen Absatztrick landete bei Negredo, der via Innenpfosten einschob (2:0). In der Startphase fehlte den Spaniern die Entschlossenheit. Negredo kam einen Schritt zu spät (2.), ein Villa-Heber landete auf dem Tordach (5.) und einen Villa-Aufsetzer lenkte Jehle zur Ecke (9.). Nach diesem Furioso konnten sich die Liechtensteiner immer wieder aus der Abwehr lösen, wirkten ruhig bei Ballbesitz und lancierten erste Konter. David Hasler, der sehr mutig auftrat, beschäftigte Busquets und Albiol immer wieder mit seinen Rushes. Einmal entwischte er Busquets, doch Albiol stoppte den Liechtensteiner an der Strafraumgrenze (10.). Nur zwei Zeigerumdrehungen später zog Ritzberger von der Strafraumgrenze ab, er hatte jedoch sein Visier zu hoch eingestellt.
Nach einer Balleroberung gings bei den Spaniern immer sehr schnell: Zwei schnelle Kurzpässe und schon war die Kugel wieder in der Angriffszone. Mata vergab den ersten Hochkaräter (28.) und Xavi köpfelte den Ball in die Arme Jehles (30.). Burgmeier blockte zudem einen Schuss von Iniesta (33.).
Das schnelle vierte Tor
Nach dem klaren Verdikt im ersten Abschnitt musste davon ausgegangen werden, dass die Spanier nun für die Kulisse spielen würden. Einen flachen Iniesta-Flankenball verpassten Mann und Maus, Ramos schob den Ball vom rechten Fünfereck ins linke, untere Eck (4:0). Als Mata durchlief, konnte Villa sich den Ball in aller Ruhe zurechtlegen, der Flachschuss glitt unter Jehle ins Netz (5:0). Beim 6:0 waren Rechsteiner und Ritzberger nicht im Bilde; Villa setzte den Xabi-Alonso-Freistoss in die Maschen. Liechtenstein war zwar bemüht, auch Akzente nach vorne zu setzen, doch bei 24:76-Prozent Ballbesitz war dieses Vorhaben besonders schwer. Als Frick im Doppelpass mit David Hasler in den Strafraum vorstiess, musste Casillas sein ganzes Können aufwenden, um den Ehrentreffer zu verhindern (64.). Ansonsten hätten Villa, der an Jehle scheiterte (67.) und Mata, der kläglich verzog (70.) noch weitere Treffer markieren können. Einige Liechtensteiner hatten wohl doch zu viel Ehrfurcht gezeigt. Vor allem nach dem ersten Tor brachen die Dämme und Spanien kombinierte aus einem Guss, zeigte einige Kabinettstückchen.
Liechtenstein ist auf dem Weg nach vorne auf den Boden der Realität zurückgekehrt. Doch die Fakten sind klar, selbst grosse Nationen sehen gegen den Weltmeister schlecht aus. Vielleicht hätte das eine oder andere Tor mit etwas mehr Cleverness vermieden werden können.