Quelle: Liechtensteiner Vaterland / Ernst Hasler
Ein 1:8 Debakel zum Auftakt
Liechtensteins Auftakt in die WM-Qualifikation ist gänzlich missraten. Vor ausverkauftem Haus im Rheinpark Stadion setzte es gegen die effizient spielenden Bosnier eine 1:8 (0:4)-Abfuhr ab. Eine bittere Pille für das junge FL-Team.
Dzeko (46./64./81.) und Ibisevic (34./40./83.) jeweils mit einem Hattrick sowie Misimovic (26./31.) mit einer Doublette sorgten für die acht Gästetore. Den Liechtensteiner Ehrentreffer erzielte Mathias Christen (61.). Die neu formierte Liechtensteiner Abwehr fiel nach dem ersten Gegentor wie ein Kartenhaus in sich zusammen.«Mit dem 0:1 sind alle guten Vorsätze, alles, was wir gut machen wollten, weggewischt gewesen», befand Nationaltrainer Bidu Zaugg.
Liechtensten agierte zu brav
Die Bosnier lebten wahre Effizienz vor, nutzten nahezu jede Chance eiskalt aus. Als Underdog müsste dennoch erwartet werden, dass man in den Zweikämpfen eine gewisse Härte an den Tag legt, dem Gegner zumindest klarmacht, dass ein Gegner auf dem Platz steht. Doch diese Tugend war von den meisten Akteuren nicht zu sehen. Liechtenstein hat den von der Fifa proklamierten Fairplay-Gedanken zu ernst genommen. Zumindest Polverino stieg das eine oder andere Mal in ein Sliding-Tackling; er war der auffälligste Liechtensteiner, der von den cleveren Bosniern bei gefährlichen Vorstössen am meisten gefoult wurde. Diese Finessen in Form taktischer Fouls lebten die Bosnier stetig vor. «Wir sind zu wenig in die Zweikämpfe gegangen und haben viel zu viel zugelassen», ärgerte sich Bidu Zaugg. Die meisten Liechtensteiner agierten ängstlich und liessen den Gegner gewähren, der in Misimovic einen überragenden Mann hinter der Spitze hatte. Es war ein erbärmlicher Auftritt Liechtensteins, denn etliche Akteure waren nicht auf der Höhe ihres Leistungsvermögens.
Hohe bosnische Effizienz
Dank einer hohen Effizienz lag der Favorit innert einerViertelstunde – von der 26. bis zur 40. Minute – mit 0:4 vorne. Misimovic schlenzte ein flaches Salihovic-Zuspiel aus zwölf Metern ins linke Eck (0:1). Nachdem Misimovic von Pjanic imStrafraum angespielt wurde, setzte er zu einem kurzen Haken gegen den strauchelnden Oehri an und jagte den Ball ins lange, hohe Eck (0:2). Der Schock sass tief, denn kurz darauf schlug es bei Jehle schon wieder ein: Eine Misimovic-Flanke köpfelte Ibisevic völlig unbedrängt ins linke Eck (0:3). Als der aufgerückte Salihovic, der oft nicht genügend eng von Quintans attackiert wurde, zu einer seiner zahlreichen Flanken ansetzte, wuchtete Ibisevic den hohen Ball ins linke Eck (0:4).
Liechtentein hatte in der Startphase gut ins Spiel gefunden, hielt den Ball geschickt in den eigenen Reihen, doch nach vorne fehlte das Durchsetzungsvermögen oder aber auch der Mut, um sich im 1:1-Duell etwas zuzutrauen. Erne machte zu wenig aus der einzigen Chance vor dem Tee (8.), derweil die Bosnier durch einen Misimovic-Freistoss (6.) und Vrsajevic-Kopfball (22.) an Jehle scheiterten. Misimovic per Kopf (18.) und Dzeko (25.) vergaben die ersten Hochkaräter ihres Teams.
Bosnien liess kaum nach
In der zweiten Halbzeit schlug auch Starspieler Dzeko zu; er übernahm ein Zuspiel in die Tiefe und traf ins lange Eck (0:5). Der Anschlusstreffer durch Christen – Oehri hatte einen langen Ball gespielt (1:5) – hatte sich angekündigt, denn Liechtenstein fand zumindest einige gute Chancen vor: Nicolas Hasler (52.) und Erne verpassten nach einem sensationellen Dribbling die bislang grösste Chance (58.). Christen fehlten schliesslich bei einem Kopfball nur Zentimeter zu seinem zweitenTorerfolg (72.), Burgmeier brachte zu wenig Druck hinter seinen Kopfball (75.) und Becks scharfer Schuss fiel zu zentral aus (78.).
Anschauungsunterricht gab es auf der Gegenseite, denn die Bosnier zeigten, wie man Tore eiskalt erzielt: Dzeko erhöhte das Skore auf Querpass von Vranjes (1:6). Im Finish waren es nochmals die Topskorer Dzeko und Ibisevic, die den 1:8-Endstand fixierten.
Die Ernüchterung ist gross
Die Vorfreude vor dem WM-Auftaktspiel war gross. Mit dem Ausfall von Routinier Mario Frick hatte sich die Personalsituation im Liechtensteiner Team noch mehr zugespitzt. Der junge Vinzenz Flatz, bestimmt ein Hoffnungsträger in der Zukunft, war seiner Aufgabe nicht gewachsen. Obwohl Liechtenstein in der zweiten Halbzeit Polverino auf die Sechserposition zurückzog, konnten die defensiven Schwächen nicht ausgeräumt werden. Dass etliche Spieler in ihren Vereinen nur zweite Wahl sind, spiegelte sich auf dem Platz wider.