Quelle: Liechtensteiner Vaterland / Ernst Hasler
Irgendwann fiel das Bollwerk
Im Abschiedsspiel für Legende Dudek fand Polen mit Liechtenstein keine Gnade und gewann verdientermassen mit 2:0 (0:0) Toren. Liechtenstein war mehr oder weniger nur mit Defensivaufgaben beschäftigt und konnte kaum Torgefahr erzeugen.
Sobiech (53.) und Rybus (72.) erzielten in einem einseitigen Spiel die Tore. Liechtenstein tat sich mit der robusten Gangart der Polen schwer, verlor die Bälle nach Ballgewinnen zu rasch. Polens Trainer Fornalik gewährte zudem den Dortmund-Stars Lewandowski und Blaszczykowski eine Pause und beliess sie auf der Bank; trotzdem legten die Polen in Halbzeit eins ein horrendes Tempo vor. Die defensive Organisation der Liechtensteiner passte über weite Strecken, lediglich die Entlastungen nach vorne waren letztlich ungenügend. Die Müdigkeit einiger Spieler war unübersehbar.
Viel Druck auf Jehle
Von der ersten Minute an musste Liechtensteins Defensive viel Druck ertragen. Das lag an der robusten Spielweise der Polen und der fehlenden Selbstsicherheit einiger Liechtensteiner, die die Bälle oft zu rasch verloren. Vor allem Quintans tat sich auf der linken Abwehrseite mit dem hohen Rhythmus der Polen schwer, fand aber nach 20 Minuten besser ins Spiel.
Nach einem Quintans-Fehler schoss Grosicki zu zentral auf Jehle (6.). Doch die grösste Chance liess Mierzejewski aus; er verfehlte das Tor aus sechs Metern (8.). Als er erneut abzog, schoss er zu zentral, Jehle befreite mit der Faust (18.) und beim dritten Versuch, als er solo vor Jehle auftauchte, reagierte der FL-Schlussmann glänzend und lenkte den Ball zur Seite (28.). Die Gefahr blieb hoch: Grosicki versprang der Ball in aussichtsreichster Position (15.), zudem landete ein abgefälschter Komorowski-Distanzschuss an der Lattenoberkante (26.).
Die Liechtensteiner waren bemüht, nach vorne zu kommen, doch oft fehlte es am richtigen Timing der Zuspiele auf die einzige Sturmspitze Beck oder in der Ballbehauptung ging das Leder zu schnell verloren. Lediglich ein Wieser-Freistoss zischte deutlich über das von Altstar Dudek gehütete Tor (20.).
Die Polen bestimmten die Gangart, doch ein glänzender Jehle sowie die zwei stark miteinander harmonierenden Innenverteidiger Stocklasa und Frick klärten die brenzligen Situationen jeweils stilsicher und fanden auch Zeit, um in Bedrängnis aus der Abwehr heraus zu spielen.
Einmal gab es dennoch grossen Applaus von den Rängen, als Torhüter-Legende Jerzy Dudek nach 34 Minuten seinen Platz für Boruc räumte. Der 40-Jährige holte dereinst die Champions League mit dem FC Liverpool und bestach im Penaltyschiessen gegen die AC Milan.
Erlösung für Polen
Die erste Aktion nach dem Seitenwechsel gehörte den Gästen, doch der Wieser-Weitschuss strich knapp über die Querlatte (46.). Ansonsten blieb der Druck hoch, denn mit Bereszynski und Boenisch drängten zwei Aussenbacks ständig nach vorne. Auf diese Weise fiel dann auch der Führungstreffer der Polen: Bereszynski düpierte Quintans, seinen Rückpass jagte Sobiech, der in der ersten Halbzeit völlig abgemeldet war, flach ins nahe Eck (1:0). Boenisch scheiterte mit einem Kopfball an Bicer (51.) und Sobiech jagte einen Hinterhaltschuss in den Abendhimmel (58.). Die individuelle Klasse gab den Ausschlag zur Vorentscheidung. Ein Quintans-Zuspiel blockte ein Pole, der Ball landete in der Platzmitte, wo Stocklasa den Ball falsch einschätzte und gegen Rybus einen Schritt zu spät kam. Der Pole lief durch, schüttelte Wieser ab und hob den Ball auch noch über Torhüter Bicer (2:0).
Damit war der «Hunger» des Gastgebers fürs Erste gestillt, doch Liechtenstein konnte bei den Gegenstössen wenig bewirken, weil in den 1:1-Duellen das Durchsetzungsvermögen schlichtweg fehlte. Sobiech kam nicht optimal an den Ball; Büchel störte ihn (83.) und ein Kopfball des Sturmtanks landete weit über dem Kasten (89.). So gab es mehr oder weniger nur noch Verzweiflungsweitschüsse der Polen, die allzu gerne noch das eine oder andere Tor nachgelegt hätten.